Mathematik und Informatik gehörten in der Schulzeit nicht zu ihren Lieblingsfächern – heute leitet Helene Dinse das KI-Team des Beratungsunternehmens CubeServ GmbH, arbeitet unter anderem an der Integration von KI-Lösungen in SAP-Systeme. Als erste Absolventin des Masterstudiengangs Angewandte Data Science und Künstliche Intelligenz (DSKI) an der Hochschule Stralsund (HOST) hat sie ihr Studium erfolgreich mit der Note 1,2 abgeschlossen.
Wachsende Begeisterung im Studium
Die gebürtige Greifswalderin begann 2019 ihr BWL-Studium an der Hochschule Stralsund. Zuvor war sie nach dem Abitur viel gereist nach Stockholm, Australien und Asien. Ihr Studium an der HOST überzeugte sie – vor allem aufgrund der guten Betreuung.
Ihre Bachelorarbeit schrieb Helene Dinse bei Prof. Dr. Rasa Rollberg und Dr. Thomas Hausmann zum Thema Robotic Process Automation in der Wirtschaftsprüfung – Chancen und Herausforderungen. Das einzige was sie rückblickend „störte“: „Ich hätte mir noch mehr Informatik im Studium gewünscht.“ Ein „Manko“, das sich im Master ausgleichen ließ. Die Expertise von Prof. Dr. rer. nat Jan Sölter, Prof. Dr. Gero Szepannek, Prof. Dr. Lieven Kennes und Prof. Dr. Thomas Wengerek haben Helene Dinses Perspektive KI auf Mathematik und Informatik grundlegend geprägt.
Der neue Masterstudiengang DSKI war zu diesem Zeitpunkt gerade gestartet. Prof. Rollberg setzte sie ins Bild über Studieninhalte und -Ziele und ermutigte sie zur Bewerbung. „Ich hätte mich nicht für den Master eingeschrieben, hätte Frau Prof. Rollberg mich nicht darauf aufmerksam gemacht.“ Nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Bachelorstudium entschied sie sich, einige Zeit in Dänemark zu verbringen, wo sie berufliche Erfahrungen sammelte. Anstatt jedoch für eine längere Zeit im Ausland zu bleiben, nahm sie den Master auf – und arbeitete parallel als Werkstudentin bei der Cheplapharm GmbH in Greifswald, bereits mit IT-Bezug. Bereut hat sie das nie. Der enge Austausch mit den Professor*innen und die gemeinsame Projektarbeit mit ihren Kommiliton*innen bereicherten ihr Studium zusätzlich.
KI im Unternehmen denken
„Mir war vor dem Studium nicht bewusst, wie weit die Anfänge der Künstlichen Intelligenz zeitlich zurückreichen.“ In ihrer Masterarbeit arbeitete Helene Dinse eng mit der CubeServ GmbH zusammen. Sie untersuchte verschiedene Prompting-Strategien für unterschiedliche Large Language Modelle, um Informationen aus Kundenausschreibungen zu gewinnen. Von wissenschaftlicher Seite wurde sie von Prof. Sölter (HOST) betreut, praxisnah von Patrick Michels (CubeServ). Die daraus entwickelte Lösung wird bereits erfolgreich im Unternehmen eingesetzt. Seit April 2025 ist sie dort festangestellt und leitet das KI-Team.
In ihrer Arbeit nutzt sie KI täglich – viele ihrer Tätigkeiten werden durch KI unterstützt. Dennoch verlässt sie sich nicht blind darauf. Die im Studium gewonnenen Erkenntnisse, insbesondere aus den Bereichen KI-Governance und Human-Centered AI, die sie bei Prof. Dr.-Ing. Jasminko Novak vertiefte, haben ihr gezeigt, wie wichtig ein kritischer und bewusster Umgang mit KI ist. Sie denkt das Thema völlig anders: „Wir hatten Governance und Ethik im Zusammenhang mit KI.“ Ergo: Ohne KI möchte sie nicht mehr arbeiten, doch bleibt ein bewusster und kritischer Umgang für sie unverzichtbar.
In ihrer aktuellen Firma hat sie bereits mitgewirkt, dass eine KI-Richtlinie aufgebaut wird, es also klare Parameter gibt. Sie betreut heute interne Workshops, die Mitarbeitende befähigen, KI-Tools sinnvoll und bewusst zu nutzen – von der Vermittlung von Prompting-Grundlagen für Large Language Models bis hin zu unternehmensspezifischen Lösungen, etwa im SAP-Umfeld. „Ich tanze auf vielen Hochzeiten gleichzeitig – aber nur in einem guten Sinne.“ Ihre Arbeit erfüllt sie. Die Skills dafür hat sie auch an der Hochschule mitgenommen.
Beruflich und gesellschaftlich engagiert
Bereits während des Studiums war Helene Dinse vielseitig aktiv. Sie arbeitete zeitweise in Teilzeit, nahm an Workshops des Programms EXIST-Women teil, entwickelte ihre Präsentationsfähigkeiten weiter und beschäftigte sich mit Startup-Arbeitsweisen.
Als eine von lediglich zwei Frauen, die das DSKI-Masterprogramm von Anfang an studierten, sammelte sie eindrückliche Erfahrungen in einer eher männerdominierten Branche. „Nach ein paar Wochen kam noch eine weitere Studentin dazu – im zweiten Semester hatte sich das zum Glück schnell geändert.“ Weitere folgten. Doch Gleichstellung blieb und bleibt für sie ein wichtiges Thema. Helene Dinse engagiert sich deshalb beim Verein Legatum e. V., der junge Talente aus Ostdeutschland fördert – in ihrer akademischen und beruflichen Entwicklung. Heute hat Helene Dinse ihren Lebensmittelpunkt in Leipzig, arbeitet remote für die CubeServ und trifft sich hin und wieder mit einer Kollegin zum Coworking. Sie ist angekommen.
Noch mehr persönliche Erfolgsstorys werden am 28. Juni 2025 zur Absolvent*innenfeier Campus Ade zu hören sein. Mehr zum Event auf der Website Campus Ade.